FaszienErkrankungen, Funktion und Behandlung des Bindegewebes


Was sind Faszien? Faszie ist ein anderer Begriff für Bindegewebe (Angelehnt aus dem Lateinischen fascia für "Band").

Unser Bindegewebe bildet die Form einer Hülle um Muskeln und Organe. Es ist somit ein eigenständiges Organ, das den gesamten Körper umhüllt und die einzelnen Teile des Körpers zu einem Ganzen formt, den Körper wie einen elastischen Stoßdämpfer schützt und maßgeblich an der Körperwahrnehmung (zum Beispiel Schmerzen) beteiligt ist.

Faszien beeinflussen viele schmerzhafte Erkrankungen des Bewegungsapparates, da sie unter anderem über Schmerz-und Bewegungssensoren verfügen.

Symptome oder Erkrankungen

Bei welchen Symptomen oder Erkrankungen ist die Behandlung der Faszien wichtig?

  • Rückenschmerzen
  • Muskelverkürzungen
  • Muskelverletzungen
  • Überbelastung von Muskeln
  • Sportverletzungen
  • Sehnenentzündungen (z.B.: Fußsohlenentzündungen (Fasziitis)
  • Sehnenüberbelastungen
  • Sehnenverletzungen
  • Morbus Dupuytren
  • Bandverletzungen
  • Knochenverletzungen
  • Gelenkverletzungen (z.B.: Schulter, Ellenbogen, Hand, Fuß, Knie, Hüfte)
  • Narben
  • Fibromyalgie
  • CMD
  • Arthrosen

Die Funktion des Bindegewebes

Das Bindegewebe besitzt Nervenendigungen, Schmerz- und Bewegungsrezeptoren und verfügt über Lymphflüssigkeit. Es ist in der Lage sich eigenständig zusammenzuziehen (Kontraktion) und übernimmt die Kraftübertragung von einem Muskel zum anderen (Muskelfunktionskette). Wenn der Mensch sich bewegt sind immer mehrere Muskeln an der Bewegung beteiligt (Muskelfunktionskette). Die Faszien (Bindegewebe) sorgen für diesen reibungslosen Ablauf der Bewegung der Muskulatur.

Des Weiteren haben die Faszien eine entscheidende Funktion bei der Abwehr des Körpers gegen Krankheitserreger und Infektionen.

Bei Verletzungen des Körpers sind die Faszien maßgeblich am Heilungsprozess des verletzten Gewebes beteiligt.

Die Erkenntnisse über die Funktion der Faszine und das Wissen über das Gewebe und seinen Einfluss auf sämtliche Bewegungen hat auch für den Sport eine große Bedeutung.

Unterteilung der Faszien und ihre Funktion

Faszien machen 20 Volumenprozent unseres Körpers aus.

Somit bilden Faszien ein eigenständiges Organ, dass sehr komplex aufgebaut ist und den gesamten Körper in seiner Funktion beeinflusst und prägt.

Faszien sind Teil des gesamten Bewegungsapparates (Muskeln, Bänder, Sehnen, Gelenke, Knochen), aber auch sämtlicher Organe im Körper, einschließlich des Gehirns.

Wie ist der Aufbau der Faszien?

Sie sind ein Strippen-Netzwerk: Die kleinste Einheit sind Kollagenmoleküle, einzelne verbundene Aminosäuren (Peptide/ Eiweiße).

Mehrere verbundene Kollagenmoleküle ergeben eine Kollagenfibrille.

Mehrere Fibrillen ergeben ein Fibrillenbündel und mehrere Fibrillenbündel ergeben eine Kollagenfaser.

Das gesamte Gebilde (Bündel) bildet die Faszie.

Durch den komplexen Aufbau sind Faszien sehr beweglich und passen sich den Bewegungen und Belastungen des Körpers an.

Sie umhüllen jede einzelne Muskelfaser und durchziehen den gesamten Körper.

Außerdem verfügen sie über ein Nachrichten System, das an unser Nervensystem angeschlossen ist. Über spezielle Rezeptoren (Informationssammler) werden Informationen des Körpers an das Nervensystem weitergeleitet.

Die Golgi-Rezeptoren nehmen ruckartige und schnelle Spannungsänderung in der Muskulatur war.

Die Ruffini-Körper nehmen langsame Dehnungsveränderungen und Veränderungen der Gelenkstellung war.

Die Vater-Paccini-Körper nehmen schnelle Dehnungswechsel und Vibrationen war.

Die Nozi-Rezeptoren nehmen Schmerzen war.

Die Thermo-Rezeptoren nehmen Temperaturveränderung war.

Faszien passen sich schnell an die Bewegung, Belastung und Haltung des Körper, sowie an Umwelteinflüsse an. Bei Kälte sind Faszien weniger elastisch als bei Wärme. Wenn Bewegungsmangel, Fehlhaltung oder sogar Ruhigstellung (zum Beispiel durch einen Gips bei Verletzungen) besteht, passen sich die Faszien entsprechend an und die Beweglichkeit wird eingeschränkt, die Muskulatur baut ab. Die Elastizität und Belastbarkeit ist eingeschränkt. Als Folge können Schmerzen entstehen.

Die Faszien werden spröde und verkleben!

  1. Oberflächliche Faszien
    Oberflächliche Faszien befinden sich im Unterhautgewebe (subcutan) des Körpers und sie umschließen Drüsen, Organe, Blutgefäße, Lymphe und Nerven. Sie speichern Fett und Wasser und dienen als Puffer und Stoßdämpfer im Körper.
    Oberflächliches Bindegewebe zeichnet sich durch eine sehr hohe Elastizität und Dehnbarkeit aus und ist in der Lage Körperfett bei der normalen Gewichtszunahme aufnehmen.
  2. Tiefe Faszien
    Tiefe Faszien sind die dichten Bindegewebsschichten und Stränge, die Muskeln, Knochen, Nervenbahnen und Blutgefäße durchdringen und umschließen.
    Zu den tiefen Faszien zählen Sehnenplatten (Aponeurosen), flächige Sehnenplatten (z.B. Fascia lata (am seitlichen Oberschenkel), Plantarfaszie (Fußsohle), Palmarfaszie (Handinnenfläche) Bänder (Ligamente), Sehnen, Gelenkkapseln, Knochenhaut (Periost), Umhüllung von Knorpelgewebe ( Perichondrium), Umhüllung der Blutgefäße und der Nervenbahnen.
    Das tiefe Bindegewebe ist nicht so stark dehnbar wie das oberflächliche, dafür aber verfügt es über viele sensorische Rezeptoren (Sinneszellen):
    • die Schmerzen signalisieren können (Nozizeptoren),
    • die Bewegungsänderungen wahrnehmen (Propriozeptoren),
    • die Veränderungen von Druck und Schwingungen (Mechanorezeptoren) wahrnehmen
    • die Änderungen des chemischen Milieus (Chemorezeptoren) wahrnehmen
    • die Veränderungen der Temperatur (Thermorezeptoren) warnehmen
  3. Organ Faszien (Viszerale Faszien)
    Die viszeralen Faszien sind für die Aufhängung und Einbettung der Organe verantwortlich und bilden die umhüllende Schicht der einzelnen Organe, die sie umgeben. Dazu gehören zum Beispiel im Gehirn die Meningen, im Herz das Pericard, in der Lunge die Pleura und im Bauch das Peritoneum.

Was passiert wenn die Faszien verletzt oder verändert sind?

Mit Hilfe von Elektronenmikroskopischen Aufnahmen von lebenden Faszien konnte erstmalig der Aufbau von Bindegewebe gezeigt werde. Das  Bindegewebe ist ein sehr komplex aufgebautes netzartiges Gebilde, das über viele Nervenendigungen und verschiedene Sensoren verfügt.

Es wird angenommen, dass es durch einseitige oder Fehlbelastung der Muskulatur, zu Verletzungen der Faszien kommen kann. Die verletzten Faszien schütten ihrerseits Entzündungsstoffe aus, die unter Umständen zu einer Entzündungsreaktion in dem betroffenen Gebiet führen. Daraus können Störungen in der Muskulatur auftreten, die zu weiteren Verkrampfungen führen. Es wird noch untersucht, ob die Ursache von chronischen Schmerzen zum Teil durch die Verletzung und Fehlfunktion der Faszien verursacht wird.

Auch das gut bekannte Phänomen Muskelkater nach dem Sport oder stärkere körperlicher Belastung ist auf die Faszien zurückzuführen.

Behandlung der Faszien

Was können Sie selber tun?

Faszien wollen trainiert werden!

Dafür bietet sich ein gezieltes Faszientraining an.

Aufgrund des komplexen Aufbaus der Faszien reagieren sie beim Faszientraining am besten auf federnde Bewegungen und dynamischen Druck.

Um die Faszien zu behandeln oder auch zu trainieren eignen sich spezielle Hartschaumrollen (Faszienrollen).

Mit den Faszienrollen wird dynamischer Druck auf die Faszien ausgeübt, der zur Regeneration der Faszien führt.

Der Wechsel von Druck und Zug ist für Faszien optimal.

Bei der Faszienbehandlung und bei dem Faszientraining sollte jedoch unbedingt bedacht werden, dass die Kollagenfasern 48-72 Stunden (2-3 Tage) nur zur Erholung brauchen!

Faszientraining mit Faszienrolle oder Faszientherapie sollte nur alle 2-3 Tage ausgeführt werden. 

In meiner Praxis für ganzheitliche Orthopädie in Berlin lege ich sehr großen Wert darauf, bei der Behandlung von Erkrankungen des Bewegungsaparates, besonders die Faszien in der jeweiligen Therapie zu berücksichtigen. Besonders gute Erfolge zeigen folgende Therapieverfahren:

  • Triggerpunkttherapie
  • manuelle Therapie, Osteopathie
  • Behandlung mit der Faszienrolle, Faszientherapie und Faszientraining
  • Elektrophysikalische Therapien (Biomechanische- und Pneumatische Pulsierende Therapie)
  • Elektrotherapie
  • Kinesio Taping

Informationen zum Thema "OP-Entscheidungen - Operation, Ja oder Nein?" finden Sie hier.